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Mein Leben, mein Werk

Liebe Leserinnen und Leser!

Und wieder einmal habe ich mich gewaltig getäuscht. Habe ein weltrekordverdächtiges Vor-Urteil entwickelt. Einfach, weil ich ein Urteil ohne Kenntnis des Kontextes gefällt hatte. Hie und da hatte ich immer wieder mal ein paar Zitate von Henry Ford aufgeschnappt. In Summe entstand ein Bild von einem Unternehmer, dass mir ganz und gar nicht zusagte. Dann las ich Corporation 2020 von Pavan Sukhdev und fiel fast vom Hocker. Denn Sukhdev zitierte Ford, woraus hervorging, dass er sein Unternehmen eben nicht als Geldmaschine verstanden wissen wollte, sondern den Sinn und Zweck auch im Gemeinwohl sah. Immerhin verlor er in diesem Zusammenhang einen Gerichtsprozess. Die anschließende Stellungnahme des Gerichts hatte bis heute Auswirkungen: Die Gewinnmaximierung als einziges Ziel eines Unternehmens, das nur zum Zwecke der Bereicherung der Aktionäre gegründet wird. Ford war Lichtjahre von dieser Haltung entfernt. Er war einer der wirklich wenigen Visionäre. Steve Jobs ist ein Witz dagegen.

Ford - Mein Leben

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Das Ende des Managements

Liebe Leserinnen und Leser!

2007 erschien das Original dieses Buches unter dem englischen Titel „The Future of Management“. Offensichtlich wurde in der deutschen Übersetzung aus der Zukunft kurzerhand das Ende. Ich erinnere mich noch, das ich dies anfänglich ziemlich sonderbar fand. Ist es doch eine gänzlich andere Bedeutung. Heute sehe ich das anders. Die Übersetzung wird dem Problem und der Lösung eher gerecht. Denn der Begriff „Management“ ist zutiefst geprägt, imprägniert und verseucht durch Vorannahmen und Vorgehensweisen, die für eine menschliche und damit erfolgreichere Wirtschaft keinen Sinn machen. Woher der Begriff genau stammt, ist umstritten. Eine mögliche Wortherkunft stammt aus dem lateinischen „manus agere“: an der Hand nehmen und Führen. Das machen wir zurecht mit unseren Kindern, sollten es aber unseren Mitarbeitern gegenüber unterlassen. Doch bis heute wird genau das immer noch häufig praktiziert: Eine Arbeitsbeziehung, in der einer oben und die andere unten ist; in der Verantwortung entzogen und angewiesen wird, teilweise bis hin zur Schreibtischordnung. Deshalb ist der deutsche Titel zutreffender für die radikalen Änderungen, die Gary Hamel vorschlägt und an Hand erfolgreicher Unternehmensbeispiele ausführlich illustriert. Auch wenn wir dafür noch keinen neuen, inspirierenden Begriff haben. Aber dieses Vakuum fördert die Kreativität und einen visionären Blick über das Althergebrachte hinaus.

Coopetition

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ein Messer ist ein Messer ist ein Messer. Man kann damit Gemüse schneiden, eine Figur schnitzen, ein Paket öffnen. Oder jemanden umbringen. Das Instrument an sich ist wertfrei (von Schusswaffen abgesehen, deren Zweck im Allgemeinen nicht darin besteht, ein Ragout umzurühren). Daran musste ich mich nach den ersten Seiten dieses Buches erinnern, denn fast hätte ich es mittelprächtig erzürnt nicht zu Ende gelesen wieder in meinen Bücherregalen verschwinden lassen:
Die beiden Autoren bringen bereits am Anfang ein Beispiel für „Komplementäre“ (dazu gleich mehr), dass mir übel aufstieß: Intel will möglichst viele seiner Computerchips (CPUs) verkaufen. Deshalb gilt: „Wenn Softwareanwendungen nicht an die Leistungsgrenzen existierender Mikroprozessoren-Chips stoßen, muss Grove (der ehemalige CEO von Intel, AZ) etwas finden, das dies schafft. Sonst spüren seine Kunden nicht die ständige Notwendigkeit, ihre Ausrüstung auf einen höheren Stand zu bringen.“ (S. 38). Die beiden Autoren berichten dann weiter, auf welch schlauem Wege genau dies Intel gelungen ist – ohne auch nur eine Sekunde zu hinterfragen, ob wir tatsächlich alle paar Jahre wieder unbedingt neue Computer brauchen? Und vor allem: Welche unsägliche Ressourcenverschwendung das bedeutet, wohin all der giftige Elektroschrott verschwindet und unter welchen Bedingungen unsere technischen Errungenschaften produziert werden. Die Spieltheorie wurde gleich zu Beginn zu einem Werkzeug kranken Wirtschaftens. Aber irgend etwas ließ mich weiterlesen.

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