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Liebe Leserinnen und Leser!

Unser Menschsein zeichnet sich durch viele Aspekte aus. Einer ist die Konfrontation mit Zufällen und Nichtwissen. Beides wird von vielen Menschen als unangenehm oder gar bedrohlich erlebt, schließlich hat uns ja schon Francis Bacon seine damals verständliche Weisheit mitgeteilt: Wissen ist Macht. Also ist es nur logisch, diesen Schluss umzukehren und zu glauben und zu predigen, Nichtwissen sei Ohnmacht (oder Inkompetenz). Und Zufälle sind eindeutige Angriffe auf unser Kontrollbedürfnis, das aus unserer Kränkung hervorgeht, dass wir ohne unseren Willen geboren worden sind (Heidegger nannte das so treffend die Seins-Geworfenheit) und – sofern wir nicht selbst Hand anlegen – gegen unseren Willen sterben werden. Wann und wie beides geschieht, liegt fern unserer Gestaltungsmöglichkeiten. Und so suchen wir sehnsüchtig nach Kontrolle. In der Wirtschaft natürlich auch. Damit war es nur eine Frage der Zeit, dass die Personalisierung im Netz erfunden wurde. Sie trat ihren Siegeszug an und beginnt nun alle positiven gesellschaftsverändernden Hoffnungen, die mit dem World Wide Web verbunden waren und sind, zu zerstören. Die Personalisierung macht Zufälle und natürliches Nichtwissen zunichte, die beide für unser Lernen und Innovationen die unbedingte Voraussetzung sind.

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Der schwarze Schwan. Konsequenzen aus der Krise.

Liebe Leserinnen und Leser!

Viele, vermutlich die meisten von Euch, kennen das fulminante Werk „Der Schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“ von Nassim Nicholas Taleb aus dem Jahr 2008 (deutsche Fassung). Zwei Jahre später legt der Prognose-Provokateur nach. Mit seinem gleichnamigen Büchlein widmet er sich den „Konsequenzen aus der Krise“. Im Gegensatz zum ersten Band, der alleine schon vom Umfang her wesentlich fordernder war, ist dieses Buch gut in überschaubarer Zeit zu bewältigen. Taleb bietet damit praktikable Lehren und Anwendungen seiner Erkenntnisse aus dem ersten Band. Und die leisten einen Beitrag zu einer menschlicheren und robusteren Wirtschaft.

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Coopetition

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ein Messer ist ein Messer ist ein Messer. Man kann damit Gemüse schneiden, eine Figur schnitzen, ein Paket öffnen. Oder jemanden umbringen. Das Instrument an sich ist wertfrei (von Schusswaffen abgesehen, deren Zweck im Allgemeinen nicht darin besteht, ein Ragout umzurühren). Daran musste ich mich nach den ersten Seiten dieses Buches erinnern, denn fast hätte ich es mittelprächtig erzürnt nicht zu Ende gelesen wieder in meinen Bücherregalen verschwinden lassen:
Die beiden Autoren bringen bereits am Anfang ein Beispiel für „Komplementäre“ (dazu gleich mehr), dass mir übel aufstieß: Intel will möglichst viele seiner Computerchips (CPUs) verkaufen. Deshalb gilt: „Wenn Softwareanwendungen nicht an die Leistungsgrenzen existierender Mikroprozessoren-Chips stoßen, muss Grove (der ehemalige CEO von Intel, AZ) etwas finden, das dies schafft. Sonst spüren seine Kunden nicht die ständige Notwendigkeit, ihre Ausrüstung auf einen höheren Stand zu bringen.“ (S. 38). Die beiden Autoren berichten dann weiter, auf welch schlauem Wege genau dies Intel gelungen ist – ohne auch nur eine Sekunde zu hinterfragen, ob wir tatsächlich alle paar Jahre wieder unbedingt neue Computer brauchen? Und vor allem: Welche unsägliche Ressourcenverschwendung das bedeutet, wohin all der giftige Elektroschrott verschwindet und unter welchen Bedingungen unsere technischen Errungenschaften produziert werden. Die Spieltheorie wurde gleich zu Beginn zu einem Werkzeug kranken Wirtschaftens. Aber irgend etwas ließ mich weiterlesen.

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Kollektive Intelligenz

Liebe Leserin, lieber Leser!

Was haben die → Gemeinwohl-Ökonomie und andere Konzepte wie sinnvoll · wirtschaften miteinander gemeinsam? Einiges, aber eines ganz besonders: Die Demokratisierung von Entscheidungsprozessen. Die Reise geht weg vom Helden- oder Tyrannentum einiger Auserwählter, die irgendwann auf der Karriereleiter ganz oben angekommen sind und aus dem größten Büro des Unternehmens heraus, weit weg von den Mitarbeitern, Kunden, B2B-Partnern und anderen Stakeholdern, entscheiden. Es geht viel mehr hin zu gemeinsamen Entscheidungen, die alle Freiwilligen zusammen getroffen haben und die deshalb von wesentlich mehr Menschen intrinsisch motiviert getragen werden.
Und genau da kommt ein seit Jahren häufig benutzter Begriff ins Spiel: „Kollektive Intelligenz“. Was ist das eigentlich? Funktioniert das? Und vor allem: Wie konkret können Unternehmen und Organisationen die „Weisheit der Vielen“ nutzbar machen? Darüber gibt der hier vorgestellte Herausgeberband differenziert Auskunft.

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Leading with Life

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Gleich vorweg: Ich bin der Falsche, um dieses Buch zu rezensieren. Zur Bonsen und seine beiden Ko-Autorinnen Jutta Herzog und Myriam Mathys laufen bei mir offene Türen ein. Da sie ziemlich identische Werte und eine mir sehr nahestehende Sicht auf Unternehmen und Organisationen haben, fällt es mir schwer, mit professioneller Distanz auf Ihr Werk zu blicken. Trotzdem erlaube ich mir, diese Buchbesprechung mit anschließender Empfehlung.

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