Otto Moralverbraucher

Liebe Leserinnen und Leser!

Wer unsere Wirtschaft kritisch wahrnimmt, erkennt schnell, dass vieles äußerst fragwürdig ist: Konzerne produzieren häufig oder meist billig auf Kosten der Gemeinschaft. ArbeiterInnen, zumeist in Fernost, werden mit Billigstlöhnen ausgebeutet und müssen unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten. Abfälle, Abwässer, Luftverschmutzung, Rodungen und dergleichen mehr werden der Gemeinschaft als externe Kosten aufgebürdet und fließen nicht in die Verpreisung ein. Da wünscht man und Frau sich einerseits eine strengere Gesetzgebung, denn es dürfte recht blauäugig sein, zu hoffen, dass die Konzerne, deren Credo der gewinnmaximierende Shareholder-Value ist, freiwillig umsteuern. Leider spielen die Konzerne jedoch virtuos auf der Klaviatur des Lobbyismus und schreiben häufig die Gesetzgebung gleich selbst durch ihre Anwaltskanzleien. Auf rechtlich Regulation zu warten, ist also nicht so ganz überzeugend. Aber wir Verbraucher sind doch längst nicht mehr nur einzelne Konsumenten, sondern können uns – angeblich – dank Web 2.0 schnell selbst organisieren und so konsumkritisch handeln. Soweit die Theorie. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Was bringt kritischer und engagierter Konsum wirklich?

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Wirtschaft boomt, Gesellschaft kaputt

Liebe Leserinnen und Leser!

Klar, der Titel hat mich aufmerksam gemacht. Glücklicherweise ist die Botschaft des Buches, der Gehalt deutlich positiver, als der Titel es vermuten lässt. Wie uns Teilzeitbürgern (schließlich geben wir im Arbeitsleben ja zumeist einen guten Teil unserer demokratischen Rechte ab) immer wieder gerne schmackhaft gemacht wird, geht es uns doch richtig gut. In den Erstweltländern lebt es sich immer besser, der Wohlstand schreitet voran, die Lebenserwartung steigt ständig weiter und wir können konsumieren bis zu Umfallen. Aber glauben wir das? Oder: Wer glaubt das? Ich nicht. Ihr hoffentlich auch nicht. Die Einkommensschere spreizt sich immer weiter, gerade auch in Deutschland, wie jüngst der Spiegel sogar in seinem Titelartikel deutlich machte. Sprich: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer und die Mittelschicht dazwischen ist auch langsam wieder beim Abstieg und darf sich Sorgen über eine mögliche Altersarmut machen. Außerdem könnte man den Eindruck bekommen, dass das Sozialgefüge zunehmend brüchiger wird. Aber das sind halt die Folgen, die Kosten der Globalisierung und unseres Strebens, die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Wirklich? Weit gefehlt, belegen Löpfe und Vontobel. Und zeigen wirklich frische Perspektiven und Alternativen auf.

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Vegan für alle

Liebe Leserinnen und Leser!

Irgendwie hatte vor kurzem Jan Bredacks Buch „Vegan für alle“ den Weg in meine virtuelle Bibliothek gefunden. Und dafür gibt es verdammt gute Gründe. Es ist nicht einfach ein Buch mehr, dass den Verzehr tierischer Produkte kritisiert, gar missionieren will, oder die neue vegane Fitness und Hard-Body-Kultur ausruft. Bredack hat eine intensive Überholspurkarriere in einem der klassischsten der deutschen Konzerne hinter sich gebracht. Er war – seine Worte – ein echtes Arschloch, ein mieser Familienvater – und: Ein Karnivore vor dem Herrn, hat offensichtlich jahrzehntelang ohne jegliche Reflexion seine Zähne in Fleisch geschlagen; mehr noch: hat sich gemeinsam mit seinen großartigen Managementkollegen lustig gemacht über diejenigen, die für eine reflektiertere Lebensweise eintreten. Es gab gute Gründe für einen echten Wandel vom Saulus zum Paulus, für ein Buch, das viel mehr ist als eine neuer Veganklassiker. Bredack überzeugt mich durch seine schonungslose Selbstkritik und die Verbindung veganer Lebensweise mit einem allgemeinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel.

Bredack 2014 - Vegan für alle

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Citizen Science

Liebe Leserinnen und Leser!

Als ich den Titel bei oekom sah, kam mir unmittelbar die Assoziation zu meinem Konzept des Anfängergeistes einerseits und meiner Kritik an  Expertokratie andererseits in den Sinn (→“Feel it!“). Und so durfte ich mich einmal mehr freuen: Es gibt immer noch etwas dazu zu lernen. Denn der Begriff und die sich dahinter erschließende Welt der Citizen Science war mir bis dahin fast unbekannt. Einzig im Zusammenhang mit Crowdsourcing und Open Innovation hatte ich ein wenig von Citizen Science mitbekommen, aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt. So weit mein persönlicher Einstieg. Aber was hat Citizen Science mit menschlicher Wirtschaft zu tun? Eine Menge, wie Ihr merken werdet…

Finke 2014 - Citizen Science

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Haupt- und Nebenwirkungen

Liebe Leserinnen und Leser!

Der Verlag Antje Kunstmann hat wieder einen Volltreffer gelandet. Die Auslieferung von „Haupt- und Nebenwirkungen. Zur Katastrophe des Gesundheits- und Sozialsystems“ hat begonnen. Als ich in der Vorschau die Ankündigung gelesen hatte, ahnte ich Böses. Und es wurde bei weitem übertroffen. Was Gabriele Goettle für die Erstellung ihres Buches zu Tage födert, geht uns fast alle an. Die hingegen, die so ca. über € 1.000.000,- jährlich netto verdienen, müssen das Buch wohl eher fürchten. Denn kurz gesagt, gewissermaßen als höchstmögliche Verdichtung, lautet eine Botschaft des Buches: Wenn wir als Gesellschaft nicht Gefahr laufen wollen, an dem weiter auseinander klaffenden Spagat aus Arm und Reich zu zerreißen, dann müssen wir beginnen, Gelder wieder zurück zu verteilen (keineswegs „umzuverteilen“). Wir reden dabei über Summen, die ich mir nicht im entferntesten vorgestellt habe. Und das als jemand, der Dank all der hier vorgestellten Bücher mittlerweile kapiert hat, dass einiges gewaltig schief läuft. Die Gute Nachricht in all dem Schlamassel: Selbst so lange gepflegte und mit gewaltigem Aufwand inszenierte Phänomene wie der Demographische Wandel sind Konstruktionen, die nur wenig mit unserer tatsächlichen Wirklichkeit zu tun haben.

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